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Internationales SEO – „rubber“ heißt nicht immer „Radiergummi“

Warum sollte ein deutscher Webmaster eine Website in einer ihm fremden Sprache aufsetzen? Vielleicht, weil er Onlinebusiness betreibt und dabei Produkte verkauft, die auch auf einem fremdsprachigen Markt Chancen als Verkaufsschlager haben. Das Internet hat das Potenzial, ein Business ohne allzu große Kosten weit über die Grenzen eines Landes auszudehnen. Allerdings sollte man sich dafür sprachlich komplett auf das jeweilige Zielland einstellen, was korrekte Übersetzungen auf mehreren Ebenen nötig macht. Wörter müssen in eine andere Sprache übersetzt werden und Inhalte eventuell in eine andere Kultur. Aber das ist noch nicht alles: Auch bei der Suchmaschinenoptimierung sind viele Anpassungen notwendig: Hier dürfen nicht einfach deutsche Keywords ohne erneute Analyse in die jeweilige Sprache übersetzt werden. Vielmehr gilt es, die ganze SEO-Strategie dem Suchverhalten der Menschen auf dem fremdsprachigen Markt anzupassen.

Englisch ist nicht für alles gut

Man könnte auf den Gedanken kommen, eine Übersetzung der Website-Inhalte eines deutschen Onlineshops in die englische Sprache könnte bereits ausreichen, um etwa auch Menschen in Japan zu erreichen. Schließlich gehört Englisch in vielen Ländern zu den wichtigsten Fremdsprachen. Die Betonung liegt dennoch auf „Fremdsprache“. Einen wirklichen kommerziellen Erfolg scheint man mit einem Online-Business nur dann zu haben, wenn man seine jeweilige Zielgruppe in ihrer Muttersprache anspricht.

Einer Studie des Unternehmens Common Sense Advisory zufolge, bevorzugen 85% aller potenziellen Käufer Informationen zum Produkt in ihrer Muttersprache, bevor sie kaufen.

Die korrekte Übersetzung alleine reicht aber nicht! Für erfolgreiches Business mit ausländischer Zielgruppe sollte ein Shop komplett lokalisiert werden. Dabei gehören sämtliche Inhalte eines Onlineshops auf den Prüfstand: Bilder, Grafiken und Textstil. Witziges wird nicht überall als witzig empfunden, Anregendes ist anderswo vielleicht anstößig und selbst Farben haben bisweilen in unterschiedlichen Kulturen eine unterschiedliche Bedeutung.

Wie übersetzt man „Kurzurlaub“ für internationales SEO

Kein Onlineshop verzeichnet ohne ein planvolles Onlinemarketing größere Erfolge. Fremdsprachige Onlineshops bilden da keine Ausnahme. Wie wichtig etwa Suchmaschinenoptimierung für den Erfolg ist, ist inzwischen bei vielen Webmastern auf der ganzen Welt angekommen. Sie recherchieren nach Keywords, nutzen Keywordtools und beobachten sorgfältig das Ranking ihrer Website in relevanten Suchmaschinen bei passenden Suchanfragen. Eine in Deutschland vielleicht funktionierende SEO-Strategie einfach ohne eine erneute Keyword-Analyse in die jeweilige Fremdsprache zu übersetzen, funktioniert in der Regel jedoch nicht. Ein Beispiel:

  • Ein Online-Business mit Reiseangeboten möchte Briten auf seiner englischsprachigen Website die Kurzreise nach Berlin schmackhaft machen.
  • Der Übersetzer übersetzt das Keyword „Kurzreise“ korrekt mit „getaway“.
  • Die Übersetzung „short break“ ist eine Alternative zu „getaway“. Schauen wir uns die beiden englischen Übersetzungen des Wortes „Kurzreise“ einmal im Google Adwords Keyword-Tool an.
  • Nach „getaway“ wird global im Durchschnitt 823.000-mal pro Monat gesucht, während nur 368.000 Menschen im selben Zeitraum nach „short break“ suchen. Betrachtet man jedoch alleine den britischen und irischen Markt, so entfallen hier monatlich nur 49.500 Anfragen auf das Wort „getaway“, während 246.000 Menschen nach „short break“ suchen.

Wer also Briten und/oder Iren mit seiner SEO erreichen möchte, konzentriert sich vielleicht besser auf die Übersetzung „short break“. Das ist nur ein kleines Beispiel. Es zeigt aber eins ganz deutlich: Es kommt nicht nur auf eine sprachlich korrekte Übersetzung an. Das jeweilige Keyword gehört auch auf den Prüfstand, um für die SEO die richtige Wortwahl zu treffen.

SEO, der Radiergummi und das Kondom

Wer einen fremdsprachigen Onlineshop aufsetzt, sollte sich auch der Unterschiede in ein- und derselben Sprache bewusst sein, die in zwei verschiedenen Ländern eventuell unterschiedlich gesprochen wird.

  • Wer etwa Radiergummis mit länderspezifischen Motiven in seinem Online-Büroshop anbietet, hat vielleicht auch auf englischsprachigen Märkten Chancen. Für den britischen Markt übersetzt er sein Keyword „Radiergummi“ dann eventuell selbst mit „rubber“ und landet damit einen Erfolg.
  • Für einen US-Amerikaner bedeutet das Wort allerdings nicht Radiergummi, sondern einfach Gummi oder umgangssprachlich auch „Kondom“. Ein englischsprachiger Text mit dem Keyword „rubber“ dürfte in den USA daher eine ganze Reihe von Menschen anlocken, die eher keinen Radiergummi suchen. Shopbesitzer generieren damit vielleicht Traffic für ihre Website, die daraus entstehenden Umsätze werden sich allerdings in Grenzen halten. Enttäuschte Erwartungen sind halt keine solide Basis für gute Geschäfte.

Webmaster sollten also sehr gut überlegen, welche Sprache tatsächlich von Ihrer Zielgruppe gesprochen wird, und ob sie eventuell auch regionale sprachliche Unterschiede innerhalb eines Landes berücksichtigen müssen. Wer etwa in Nordrhein-Westfalen Brötchen verkauft, verkauft in Bayern vielleicht Semmeln. In Spanien sind die Unterschiede innerhalb des Landes noch deutlicher. Hier wird – je nach Region – das „normale“ Spanisch, Katalanisch, Baskisch oder Galizisch gesprochen. Und in der Schweiz wird die Sprachenvielfalt geradezu perfekt.

Zwei kleine Tipps zum Abschluss

Für einen erfolgreichen fremdsprachigen Onlineshop ist also ein Übersetzer wichtig, der a) die jeweilige Sprache perfekt beherrscht und b) auf SEO-Aspekte achtet. Eine korrekte sprachliche Übersetzung ist unter SEO-Gesichtspunkten aber auch deshalb wichtig, weil gute Inhalte für ein gutes Ranking in Suchmaschinen immer wichtiger werden. Und nicht immer ist Google das Maß aller Dinge bei SEO. In den USA hat etwa Yahoo noch immer einen nicht unbedeutenden Marktanteil und in China regiert Baidu.

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Kommentare

Regina - Elanex schrieb am 23.11.2010:

Danke für den sehr guten Artikel! Ein weiterer Aspekt, der auch insbesondere bei der Übersetzung von Online Shops zusätzlich bedacht werden sollte, ist das unterschiedliche Verständnis von Usability und die verschiedenen Wordings bei Webandwendungen in unterschiedlichen Sprachen. Hierfür ist es unerlässlich, dass der Übersetzer oder ein Korrektor ganz am Ende des Übersetzungsprozesses noch einmal die ganze Website komplett gegenliest und vor dem kulturellen Hintergrund testet. Denn nur, weil sich etwa im Deutschen der Begriff Warenkorb in Online Shops eingebürgert hat, heißt das noch lange nicht, dass der in einer anderen Sprache hierfür gebräuchliche Ausdruck nicht vielleicht ein Wort ist, das eigentlich Einkaufstüte heißt...

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Stefan Wienströer

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